• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Gefühlt Mitte Zwanzig

    Gefühlt Mitte Zwanzig


    Land/Jahr:
    USA 2014
    Genre:
    Komödie
    Regie:
    Noah Baumbach
    Darsteller:
    Ben Stiller
    Naomi Watts
    Adam Driver
    Amanda Seyfried
    Charles Grodin
    Adam Horovitz
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    98 Minuten
    Kaufstart:
    4. Dezember 2015
    Label:
    Universum Film

    Josh und Cornelia sind ein wirklich eingefleischtes Paar, das schon seit sehr vielen Jahren zusammen ist. Mittlerweile sind sie allerdings in ihren Mittvierzigern angekommen und haben zunehmend das Gefühl, dem Leben ein bisschen hinterher zu hinken. Beruflich will es nicht so recht klappen und auch die Familienplanung wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt. Während alle ihre Freunde längst Kinder haben und zu regelrechten Spießbürgern mutiert sind, genießen die beiden noch immer ihre gemeinsame Freiheit. Sie haben einfach auch heute noch nicht das Gefühl, wirklich schon so alt zu sein. Dass sie dann auch noch das junge Paar Jamie und Darby kennenlernen, das gerade einmal Mitte zwanzig ist, wird dies sogar noch verstärkt. Aus den langweiligen Abenden von vorher werden ausschweifende Parties, eine neue Vorliebe für HipHop und Upcycling-Möbel und das Gefühl, noch einmal neuen Schwung in ihr Leben zu bringen. Dumm nur, dass Josh und Cornelia schon bald von ihrem alten Leben wieder eingeholt werden. Denn die vergangene Zeit lässt sich nicht mehr so einfach zurückdrehen…

    Kritik:
    Dieses Gefühl kennen vermutlich viele: Obwohl man nun schon einige Jahr auf der Welt ist, hat man doch nicht das erreicht, was die anderen in ihrem Leben geschafft haben. Während die Freunde bereits Karriere machen und Kinder in die Welt setzen, bleibt der „große Durchbruch“ bei dem ein oder anderen noch aus. Damit ist „Gefühlt Mitte Zwanzig“ wohl die perfekte Komödie für all jene, die noch nicht so richtig in ihrer eigenen Generation angekommen zu sein scheinen.

    Die etwas seltsamen 40iger
    Eigentlich mag es sogar ein bisschen seltsam anmuten, dass Ben Stiller und Naomi Watts hier zwei Menschen in den Vierzigern spielen, an denen das Leben ein wenig vorbeigezogen ist. Obwohl es angesichts des realen Alters der beiden eigentlich perfekt zu passen scheint und vor allem Ben Stiller auch den richtigen Schwung mitbringt, um noch einmal das Leben wie vor zwanzig Jahren zu genießen, will doch vor allem die Babythematik nicht so recht in den Film passen. Immerhin ist das Thema Familienplanung doch wohl bei den meisten irgendwo Mitte zwanzig ganz oben auf der Tagesordnung – und nicht erst mit vierzig. Bei scheinbar gleichaltrigen Freunden, die plötzlich ihre ersten Babies kriegen, mutet das also ein wenig seltsam an. Im Grunde ist „Gefühlt Mitte Zwanzig“ also eher ein Film für Menschen im Alter von Ende zwanzig, die dabei zu sehen müssen, wie die Freunde längst an ihnen vorbeiziehen. Doch Ben Stiller und Naomi Watts machen etwas gänzlich anderes: Sie wollen stattdessen nochmal zwanzig sein. Und dazu scheint Familienplanung wohl nicht zu gehören.

    Generationentausch
    Generell tut das der Komödie allerdings keinen Abbruch, denn die Geschichte in „Gefühlt Mitte zwanzig“ scheint trotzdem hervorragend zu funktionieren. Denn abgesehen von der Familienplanung stellen die beiden Hauptdarsteller wohl perfekt dar, wie es wohl aussehen muss, wenn sich 40-jährige noch einmal verhalten, als wären sie zwanzig. Und da kommt man doch gerne einmal ins Schmunzeln, wenn die alte Generation plötzlich damit beginnt, HipHop zu tanzen, sich auf Hipster-Parties rumzutreiben und sich prompt für eine Wohnungseinrichtung zu interessieren, die aus Dingen bestehen, die andere Menschen wegschmeißen. Ein bisschen handelt es sich also auch um das Eintauchen in eine fremde Welt, die selbst für manchen jüngeren Nicht-Hipster mitunter befremdlich zu sein scheint – und damit eine perfekte Identifikationsfigur für den Mainstream aller Altersklassen bietet. Mit einem geschickten und intelligenten Wortwitz bietet „Gefühlt Mitte Zwanzig“ dabei dann auch einen gelungen Humor, der vor allem jenes Publikum erfreuen wird, das auf niveaulose Sketches unterhalb der Gürtellinie keine Lust hat. Erfrischend anders.

    Das Ringen um Moral und Werte
    Inhaltlich kann der Streifen zugleich allerdings auch mit einer gewissen Tiefgründigkeit punkten, die sich gleich zwei Themen zugleich widmet. Es ist einerseits der Versuch, verschiedene Perspektiven und Lebensweisen in Konflikt zu bringen und auf unterschwellige Art darauf aufmerksam zu machen, dass man Menschen doch einfach so leben lassen sollte, wie sie sind. Eine ziemliche Anspielung auf praktisch alltägliche Probleme und fast schon eine Aufforderung zu mehr Toleranz seitens Menschen, deren traditionell-konservative Vorstellung von einem guten Leben vielleicht ein wenig zu festgefahren scheint. Auf der anderen Seite versucht „Gefühlt Mitte Zwanzig“ allerdings auch die Sensationsgeilheit und Trickserei von Medien und Dokumentarfilmer aufzuzeigen, die einfach nur auf den schnellen Erfolg aus sind und dabei überhaupt keinen Wert auf die Wahrheit legen. Wie das hier hin passt? Nun, unsere Hauptrolle Josh ist hauptberuflicher Dokumentarfilmer und liefert mit seinem persönlichen Profil und dem naiven Vertrauen an junge Blender einen roten Faden durch den Streifen, der auch in zwischenmenschlicher Hinsicht auf subtile Weise nachdenklich auf die Lebensweise der jüngeren Generationen stimmt, ohne dabei mit der Holzhammermethode vorzugehen. Nämlich dann, wenn der vermeintlich verlockende weltverbesserische Öko-Trip junger Hipster am Ende doch nur Heuchelei ist, der mit Manipulation zum schnellen Erfolg führen soll. Beeindruckend dabei zu sehen, wie ein auf den ersten Blick so einfach gestrickter Film, doch unterschwellig weit mehr mitzuteilen hat, als es zunächst scheint.

    Fazit:
    Intelligente Generationenkomödie mit unterschwellig tiefgründiger Geschichte, die mit einem gelungenen Wortwitz punkten kann und ihre wahren Qualitäten erst auf den zweiten Blick entpuppt.

    Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..