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    Die Erschaffung der Welt

    Die Erschaffung der Welt


    Land/Jahr:
    CZ / F 1957
    Genre:
    Zeichentrick
    Regie:
    Eduard Hofman
    Darsteller:
    -
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    83 Minuten
    Kaufstart:
    13. Dezember 2013
    Label:
    Universal Music

    Im allumfassenden Nichts, in dem sogar er selbst praktisch nicht existiert, hatte der liebe Gott offensichtlich ein wenig zu viel Langeweile. Die drei bubenhaften Engelskinder halfen ihm über dieses Problem leider nicht hinweg, sodass er beschloss, die Welt zu erschaffen. In einem genau vorgegebenen einwöchigen Plan erschafft er gemeinsam mit seinen kleinen Assistenten den Weltraum, die Sonne, die Planeten, die Natur und letztendlich auch den Menschen. Genauer: Adam und Eva. Dumm nur, dass der gehasste Teufel alles daran setzt, dem Schöpfer gewaltige Steine in den Weg zu legen und die Erschaffung zu verhindern. Unwetter, giftige Pflanzen und vieles mehr sorgen dafür, die Schöpfung zu erschweren. Doch der liebe Gott lässt sich davon nicht beirren und setzt seinen Plan in der vorgegebenen Zeit in die Tat um.

    Kritik:
    Ende der fünfziger Jahre hatte die Menschheit noch eine etwas andere Sicht auf die christliche Religion. Von humanistischer Aufklärung und Vielfalt der Kulturen war da noch wenig zu sehen, sodass selbst einfachste künstliche Freiheiten bereits die Kritik des Vatikans auf den Plan gerufen hat. Mit dem tschechischen Zeichentrickfilm basierend auf Jean Effels Geschichte bekommen wir eine zeitlose Parodie geboten, die selbst heute noch so einigen Kirchenvertretern ein Dorn im Auge sein könnte.

    Die Selbstzweifel eines Gottes
    Mit viel Ironie und karrikaturistischen Bildern nimmt die „Erschaffung der Welt“ damit die ersten Seiten der Bibel gewaltig auf die Schippe. Immerhin schafft es Regisseur Eduard Hofman bereits im ersten Monolog des Filmes, die Existenz des Schöpfers grundlegend in Frage zu stellen. Schließlich kann im Nichts, in dem Gott bisher noch rein gar nichts erschaffen hat, logischerweise auch er selbst eigentlich gar nicht existieren. So wird der allmächtige Gott in diesem Zeichentrickfilm nur allzu gerne vermenschlicht, als bärtiger Mann mit Glatze dargestellt, der doch irgendwie alles letztendlich so geschaffen hat, wie es die Menschen am liebsten gehabt hätten. Der ständige Streit zwischen Gott und dem Teufel, die gemeinsam an der Erschaffung der Welt, wie sie heute existiert beteiligt sind, sorgt für eine gehörige Portion Humor und verdeutlicht doch nur allzu sehr, wie stark der Zweispalt zwischen den Menschen doch überhaupt erst die Vielfalt unseres Planeten zu verantworten hat. Dabei wird Gott selbst beinahe überflüssig, wodurch der Film wohl als absolut blaspehmisches Produkt nachvollziehbar der Kirche bis heute ein Dorn im Auge sein mag. Atheisten könnten daran allerdings ihre Freude haben und der selbstironische Touch des Films sorgt selbst heute noch für eine spaßige Auflockerung der übertrieben religiösen Ernsthaftigkeit, die uns die Geistlichen immer wieder vorzuleben versuchen.

    Sozialistische Gleichmacherei
    Natürlich kann man der „Erschaffung der Welt“ seine Herkunft aber jederzeit ansehen, sodass die Macher dem Sozialismus auch nur gerne indirekt den Kampf ansagen, zugleich aber auch seine positiven Werte hochhalten. „Es ist links, denn das Herz ist rot“, dürfte da wohl ein allzu deutlicher Liedtext dieses Films sein, dessen politische Aussage nicht zu verleugnen ist. Doch auch die übertriebene sozialistische Gleichmacherei der Menschen wird mit Metaphern auf die Natur angewendet, sodass gleichzeitig die Vernichtung der Natur angeprangert wird. Denn Bäume, die nach Reih und Glied vom Menschen angepflanzt sind, können zurecht nicht als von Gott gegeben angesehen werden, sodass „Die Erschaffung der Welt“ auch hier indirekt die Formung der Erde durch den Menschen verdeutlicht – und damit nicht nur politische und gesellschaftliche Stellung bezieht, sondern auch der Schöpfungsgeschichte der Bibel radikal widerspricht. Spannend wird das vor allem dann, wenn man seine Kinder humanistisch aufgeklärt erziehen möchte, denn die vielen Hinweise zwischen den Zeilen animieren sowohl Erwachsene, als auch Kinder gern zum Mitdenken an. Das entspricht dem absoluten Gegenteil der vorgekauten Pädagogik unserer modernen Zeit und ist doch eine gelungene Abwechslung. Perfekt also für einen kritischen Umgang mit Religion und empfehlenswert für jedes Kinderzimmer.

    Ein Klassiker gegen die Nerven
    Leider kann man dem Streifen allerdings auch sein Alter deutlich ansehen. Mit einer Bildqualität, die leicht unterhalb dem Niveau einer alten VHS-Kassette liegen mag, ist „Die Erschaffung der Welt“ definitiv kein Augenschmaus mehr. Die Animationen und gezeichneten Figuren sind dabei zwar jederzeit liebevoll und witzig anzusehen, lassen aber auch gemäß des Alters gewisse Detailmängel erkennen. Insbesondere die vereinzelten Störungen im Bild sorgen aber für eine Abwertung der Qualität und auch die alte Synchronfassung aus dem Jahre 1959 sorgt eher für nervige Reaktionen, denn für einen Genuss für die Ohren. Die Filmmusik ist dabei jedenfalls ein großer Nervfaktor, sodass die Neufassung des NDR hier eindeutig vorzuziehen ist. Dummerweise hat sich Universal Music dazu entschlossen, beide Synchronfassungen auf einer getrennten DVD zu veröffentlichen, statt dem Film einfach eine zusätzliche Tonspur zu verpassen. Hier versucht man also lieber den Kunden zu melken, statt dem Liebhaber alter Klassiker eine Edition mit üppigem Umfang zu liefern. Schade – aber immerhin kann sich der Film immer noch sehr gut sehen lassen.

    Fazit:
    Mit den Selbstzweifeln eines fröhlichen Gottes und der regelmäßigen Infragestellung der christlichen Religion ist diese witzige Schöpfungsgeschichte der optimale Stoff für eine humanistisch aufgeklärte und hinterfragende Erziehung. Ein Muss für moderne Eltern und ein Klassiker der Filmgeschichte.