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    Desierto

    Desierto


    Land/Jahr:
    F / MEX 2016
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Jonás Cuarón
    Darsteller:
    Jeffrey Dean Morgan
    Gael García Bernal
    Diego Catano
    FSK:
    ab 18 Jahren
    Dauer:
    88 Minuten
    Kaufstart:
    21. Oktober 2016
    Label:
    Ascot Elite

    Irgendwo in der Nähe der mexikanischen Grenze wohnt Sam mit seinem blutrünstigen und mitunter aggressiven Hund. Mitten in den Badlands ist er meist doch die Einsamkeit, Dreck und Hitze gewohnt und scheint in seinem Leben längst ein wenig zu verzweifeln. Insbesondere die aus Mexiko anreisenden Flüchtlinge machen ihm besonders große Kopfschmerzen, versuchen sie manchmal immerhin sogar zu Fuß den Weg über die Grenze. Die Polizei hält es jedoch nicht für nötig, auf Sam zu hören. Und doch möchte Sam das nicht einfach so auf sich sitzen lassen, sondern die Heimat, die er lange Zeit so sehr liebte, um jeden Preis beschützen. Sein Scharfschützengewehr, mit dem er einige der vierzehn illegalen Einwanderer wie Kaninchen über den Haufen schießt, soll ihm dabei behilflich sein. Ganz zu seinem Missfallen schaffen es wenige von ihnen jedoch, dem Redneck zu entkommen – vorerst. Damit beginnt eine kräftezehrende Hetzjagd auf Leben und Tod durch die glühende Hitze…

    Kritik:
    Während man in Europa stellenweise noch immer der Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen verfallen ist, hat Präsidentschaftskandidat Donald Trump das Thema längst in seinen Wahlkampf aufgenommen. Mit der ständigen Problematik des Drogenschmuggels aus Mexiko konfrontiert, möchte man möglichst bald eine Mauer an der Grenze bauen, um Mexikaner endgültig vom Grenzübertritt abzuhalten. Das trifft den Nerv einiger Rednecks. Einem solchen, wie wir ihn hier zu sehen bekommen.

    Nazi auf Menschenjagd
    Sam ist so ein Redneck, der irgendwo an der Grenze lebt und ganz und gar nicht mit dem hohen Aufkommen von mexikanischen Flüchtlingen einverstanden ist. Und nachdem sich der Hass offenbar schon tief in ihn hineingefressen hat, möchte er den Flüchtlingsstrom endgültig selbst aufhalten – indem er auf die illegalen Einwanderer mit einem Gewehr schießt. Dabei fällt es zunächst gar nicht so einfach, ihn politisch tatsächlich einzuordnen. Dank den durchaus guten Leistungen von Jeffrey Dean Morgan fällt es eindeutig schwer, ihn klar in die rechtsextreme Ecke zu drängen, obwohl er nicht zu übersehen auf jeden Fall ein Menschenhasser ist. Man bekommt viel eher den Eindruck, dass Tierliebe und Menschenhass auch in diesem Fall nicht weit voneinander entfernt liegen. In jedem Fall kann man – so verrückt das auch klingen mag – ihm tatsächlich ein paar kleine Sympathien abringen, wenn er zwischen den Zeilen klingt, wie der typische Nachbar von nebenan.

    Hass ohne Ursache
    Und doch scheint die Rolle von Jeffrey Dean Morgan als Sam inhaltlich doch ein wenig dünn zu sein. Nur sehr oberflächlich geht „Desierto“ tatsächlich darauf ein, woher der tief sitzende Hass in Sam kommen mag und was ihn wirklich dazu bewegt, selbst tätig zu werden. Da hatten wir uns doch etwas mehr erwartet und auf eine politisch brisantere Stellung gehofft. Lediglich in einigen wenigen Szenen, etwa wenn Sam kurz davor ist, in Tränen auszubrechen, angesichts seiner schweren Taten, kommt eine menschliche und emotionale Seite zum Vorschein. Dann, wenn er sich eingestehen muss, seine eigene Heimat so lange Zeit geliebt zu haben und sie seit der politischen Entwicklung der letzten Zeit einfach nur noch zu hassen. Warum, das müssen wir uns als Zuschauer allerdings selbst denken. Und selbst ein paar Tränen halten ihn nicht davon ab, kurz darauf weiterhin Jagd auf die Flüchtlinge zu machen und sie durch die heißen Felder der Badlands zu hetzen. Gespielt wie eine nahezu gefühlskalte Maschine, dessen innere Wut sich nur erahnen lässt und doch mit einem Hauch zu wenig Einblick in seinen Charakter.

    Die guten Flüchtlinge
    Schade ist an der Stelle, dass „Desierto“ sich auch auf der Gegenseite nicht traut, etwas tiefgehender auf die Charaktere einzugehen und den Zuschauer auch hinsichtlich ihrer Motivation größtenteils im Dunkeln lässt. Die ersten illegalen Einwanderer werden bereits niedergeschossen, noch bevor sie überhaupt hätten äußern können, warum sie sich auf den Weg über die Grenze machen. Lediglich bei den beiden Hauptrollen wird in kurzen Dialogen erwähnt, wieso sie den harten Weg auf sich nehmen. Das lässt uns mitfühlen und kann emotional aufwühlen, wenn wir bei der Hetzjagd mitfiebern und hoffen, dass es die letzten Überlebenden doch endlich schaffen würden. Enttäuschend ist dabei allerdings, dass die Flüchtlinge gänzlich einseitig und ausschließlich als liebevolle Menschen dargestellt werden. Ein oder zwei Drogenschmuggler unter den Illegalen hätten die Motivation des schießwütigen Amerikaners doch ein wenig nachvollziehbarer gemacht und beim Publikum womöglich für einen intensiven Gewissenskonflikt gesorgt. Mit ein bisschen mehr Sympathien gegenüber dem Amerikaner und ein wenig mehr Antipathien gegenüber den Flüchtlingen, hätte man sich als Zuschauer immerhin emotional damit auseinandersetzen müssen, dass das Handeln des Rednecks trotzdem falsch ist. So jedoch gibt “Desierto” meist vor, was wir für richtig und falsch zu halten haben und der Streifen lässt einblicken, dass es für mehr Tiefgang einfach nicht reicht.

    Action mit dünner Handlung
    Eigentlich merkt man allerdings auch schnell, dass „Desierto“ diesen inhaltlich tiefen Anspruch gar nicht erst stellt. Man möchte doch hauptsächlich einen vergleichsweise einfach gestrickten Actionfilm liefern, der nur durch die oberflächliche Flüchtlingsthematik überhaupt emotional aufwühlen kann. Auf den zweiten Blick stellt man schließlich doch fest, dass die Personen in diesem Streifen doch recht austauschbar gewesen wären. Man hätte vermutlich genauso gut einen Horrorfilm drehen können, in dem ein Hinterwäldler sich auf die Jagd nach einer Gruppe Jugendlichen macht, die sich irgendwo in den Badlands zwischen Kakteen verirren. Derartige Filme gab es immerhin schon zuhauf und nach einem ähnlichen stilistischen Muster geht auch „Desierto“ vor. Und dabei wirkt der Streifen doch manches Mal ein bisschen konstruierter, als es uns lieb wäre. Etwa dann, wenn die Flucht doch nicht gelingt oder wenn die Opfer einmal mehr semi-intelligent in der Gegend herumschreien. Für die nötige Spannung reicht das aber unterm Strich trotzdem aus.

    Fazit:
    Trotz den herausragenden Leistungen von Jeffrey Dean Morgan gestaltet sich der unterschwellig politisch brisante Thriller doch deutlich oberflächlicher, als wir es anfänglich erhofft haben. Die Hetzjagd durch die Hitze sorgt aber trotzdem für ausreichend Spannung und einen soliden Actionstreifen.

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