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    Cherry

    Cherry


    Land/Jahr:
    USA 2012
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Stephen Elliott
    Darsteller:
    James Franco
    Heather Graham
    Dev Patel
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    103 Minuten
    Kaufstart:
    10. Mai 2013
    Label:
    Koch Media


    Cherry hat es nicht gerade leicht. Gerade erst volljährig, muss sie sich bereits um ihre gesamte Familie kümmern. Aus sozial schwachen Verhältnissen stammend verbringt sie ihre Tage bei einem Job im örtlichen Waschsalon, um ihre kleine Schwester ernähren zu können. Der Vater ist unterdessen längst frustriert und völlig überfordert, während ihre Mutter vorzugsweise eher zur Flasche greift, als ihr Leben in den Griff zu bekommen. Für Cherry steht fest: Sie muss raus aus diesem Haus. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Andrew zögert sie daher nicht lange und macht sich auf den Weg nach San Francisco, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. In der gemeinsamen WG merkt sie jedoch bald, dass auch dort die Finanzen stimmen müssen und der Kellnerjob im Stripclub bringt ihr dafür nicht gerade das nötige Kleingeld ein. Doch während Andrew seine Brötchen lieber mit seriösen Tätigkeiten verdient, gerät Cherry nach ersten Fotoshootings in die Porno-Branche – und lässt sich auf immer mehr zweifelhafte Spielchen ein…

    Kritik:
    Nichts gelernt, die Schule abgebrochen und noch dazu aus schwierigen Verhältnissen stammend: Da sind die Zukunftsperspektiven nicht gerade rosig. In manchen Ländern mag man da sicherlich das Glück haben, finanzielle Hilfen vom Staat zu erhalten, ist das allerdings nicht der Fall, mag sich nicht jeder mit schlecht bezahlten Jobs anfreunden. Der Weg in die Pornografie ist da oft verlockend – gerade wegen des großen Geldes.

    Die andere Normalität
    Sofort erkennen wir jedoch: „Cherry“ ist irgendwie anders, als die anderen Dramen um ernsthafte und schwierige Themen. Einiges ist bereits von Beginn an ruhiger und auf dramatische Musik wird manches Mal konsequent verzichtet. Stattdessen legt der Film großen Wert auf hohe Natürlichkeit. Natürliche Gesichter zu Beginn ganz ohne viel Schminke, natürliche Menschen, natürliche Umgebungen ohne verstärkten Kontrast – einfach alles mitten aus dem Leben. Das ist allerdings auch ohne Effekte und große Nachbearbeitung keineswegs langweilig, bekommen wir sofort das Gefühl, einfach gewöhnliche Menschen von nebenan zu sehen. Die schwierigen sozialen Verhältnisse setzen dann noch einen oben drauf und sorgen für gutes Identifikationspotential bei der mittleren und niedrigeren Bevölkerungsschicht. Nachvollziehbar sind da die Handlungen, die Verlockungen besonders groß und verständlich. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft lockt – und führt ins Verderben. Das gefällt – eindringlich, ohne künstlich aufgebaute Atmosphäre.

    Die Verlockungen der Pornografie
    Wir können uns gerade deshalb sehr stark auf die Story und den Inhalt konzentrieren. Das ist sicherlich von Regisseur Stephen Elliott durchaus so gewollt. Und die Story, die hat es in sich, geht es doch um die Verlockungen der Porno-Szene, die mit ihrem Geld und den vermeintlichen Freiheiten viele junge Mädchen dazu bewegen, gewisse Grenzen und Tabus zu überschreiten. Doch auch hier bleibt „Cherry“ konsequent: Keine übertrieben dramatischen Szenen über die menschlichen Abgründe, sondern Pornografie als normaler Beruf – allerdings mit sozialen Folgen im direkten Umfeld. Da liegt letztlich auch die Dramatik, denn das Gewisse und die Reaktionen der Mitmenschen plagen unsere Protagonistin, die eigentlich nur Gutes im Sinne hat, während sich zwischen Darstellern und Filmteam durchaus ebenfalls ganz natürliche Gefühle entwickeln. Ist ja nichts dabei, denkt sich das junge, gerade erwachsen gewordene Mädchen ohne viel Erfahrungen – erst einmal ein paar harmlose Nacktfotos, danach eine Soloszene, später mal etwas mit anderen Frauen ausprobieren. Doch die Grenzen verschwimmen, Hardcore-Pornografie rückt näher, SM-Fetisch ebenso. Bis wo wird unsere Protagonistin gehen? Ohne mit den Ängsten und Vorurteilen der Zuschauer zu spielen wird „Cherry“ zu einer Sozialstudie über die Selbstfindung einer jungen Frau. Beeindruckend authentisch.

    Fazit:
    Ein Film, der die Pornografie als normalen Beruf darstellt, aber soziale Probleme der Darstellerinnen in den Fokus setzt. Ein unglaublich natürlicher Film, dessen Inhalt ganz ohne viel künstliche Nachbearbeitung nahe geht.