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    Babai – Mein Vater

    Babai – Mein Vater


    Land/Jahr:
    D / KOS / MK / F 2015
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Visar Morina
    Darsteller:
    Val Maloku
    Astrit Kabashi
    Adriana Matoshi
    Enver Petrovci
    Xhevedet Jashari
    Armend Ismajli
    Arijeta Ajeti
    Alban Ukaj
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    99 Minuten
    Kaufstart:
    2. Dezember 2016
    Label:
    Missing Films

    Der junge Nori lebt im Vorkriegskosovo der 90iger Jahre leider in eher ärmlichen Verhältnissen. Gemeinsam mit seinem Vater verdient er seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Zigaretten. Ein Umstand, den der Vater längst nicht mehr ertragen kann. Die geplante Hochzeit der Verwandtschaft scheint daher die beste Gelegenheit, den Jungen bei seinem Onkel abzuliefern und sich selbst heimlich aus dem Staub zu machen. Der Weg führt ihn nach Deutschland, wo er fortan Asyl beantragen möchte. Dumm nur, dass er die Rechnung dabei ohne seinen zehnjährigen Sohn gemacht hat, der sich prompt auf die gefährliche Reise macht, um seinem Vater zu folgen. Als blinder Passagier im Gepäckfach eines Reisebusses landet er zunächst in Montenegro und begibt sich anschließend mittels Schlauchboot eines Schleppers über das Mittelmeer nach Deutschland. Doch die Erwartungen werden nicht gänzlich erfüllt…

    Kritik:
    Die Debatte rund um Flüchtlinge ist noch immer aktuell und nimmt in Deutschland stetig größere Ausmaße an. Doch statt sich mit der großen Welle an Syrern und Nordafrikanern zu befassen, die in den vergangenen siebzehn Monaten einreisten, macht „Babai“ einen kleinen Sprung in die Vergangenheit. Denn schon in den 90igern gab es Flüchtlinge, die in unserem Land Asyl beantragten – damals unter anderem aus Kosovo stammend.

    Fluchtgrund: Wirtschaft
    Interessant ist dabei der ungewöhnliche und auch mutige Schritt, den „Babai – Mein Vater“ bereits zu Beginn seiner Story geht. Er macht keinen großen Hehl daraus, was nun tatsächlich die Ursache für die Flucht des Vaters sein mag. Wenn wir den jungen Nori mit ihm auf der Straße beim Zigarettenverkauf sehen, ist sofort klar: Diese Familie flieht aus wirtschaftlichen Gründen, weil das Geld zum Leben in der Heimat einfach nicht mehr ausreicht. Damit einhergehend verzichtet das Drama allerdings auch darauf, beim Zuschauer sonderlich viel Mitleid erregen zu wollen und erst recht möchte man nicht oberlehrerhaft vorschreiben, was das Publikum zu denken hat. Zurecht fragt sich so mancher wohl, ob und warum der Vater Asyl bewilligt bekommen sollte und ob er nicht doch besser bei seinem Sohn geblieben wäre. Das wird auch dadurch verstärkt, dass die eigentliche Geschichte aus der Perspektive des Kindes erzählt wird. Ein Grund mehr allerdings, warum man ihnen die Flucht kaum übel nehmen kann und weshalb „Babai“ so ausgesprochen realistisch inszeniert wurde. Denn die Naivität und Unwissenheit des jungen Nori und seine Frage danach, wieso sein Vater ohne ihn gegangen ist, können wir schnell nachvollziehen.

    Junger Star des Films
    Apropos Nori: Der kleine Hauptdarsteller Val Maloku trägt erstaunlicherweise den Film und kann uns mit seiner Mimik und Darstellung vollends fesseln. Das liegt primär auch daran, dass sich Regisseur Visar Morina auf zurückhaltende und teils minimalistische Szenen beschränkt, die alles nötige ausführlich genug zeigen, aber einen solch unerfahrenen und jungen Darsteller nicht überfordern. So kommen dessen sehr natürliche Gesichtsausdrücke gut zur Geltung, denen nicht selten Irritation, Verwunderung und auch ein bisschen Angst ins Gesicht geschrieben steht. Das fängt bei der Verwunderung über das seltsame Verhalten seiner Verwandtschaft an und endet bei der aussichtslosen Perspektive in Deutschland, bei der Nori und sein Vater nicht einmal wissen, wo sie denn nun übernachten sollen. Denn erst einmal getrennt ins Land eingereist, besteht kaum die Möglichkeit für beide, in demselben Flüchtlingsheim aufgenommen zu werden. Vielleicht ein Schicksal, das heute noch viele Flüchtlinge teilen und das nicht zuletzt auch dafür sorgt, dass so mancher, der lediglich aus wirtschaftlichen Gründen geflohen ist, am Ende doch in seine Heimat zurückkehrt.

    Vom Filmset zum Flüchtlingsheim
    Besonders authentisch wird „Babai“ aber auch durch die Auswahl seiner Drehorte. Hier wird dem Zuschauer nicht einfach nur vorgegaukelt, dass sich die Protagonisten in Deutschland aufhalten würden. Tatsächlich wurde stattdessen unter anderem in Mönchengladbach gedreht, wo ein ehemaliges Joint Headquarter der NATO als umzäunte Flüchtlingsunterkunft mit Pförtner und allem was dazu gehört dient. Interessant dabei: Dieses riesige von der Außenwelt praktisch abgeschnittene Gelände soll tatsächlich eine Erstaufnahmestelle für bis zu 2000 Flüchtlinge werden, die voraussichtlich bis zum Ende diesen Jahres fertiggestellt sein wird. Damit hat man also einen Glückstreffer bei der Locationwahl getroffen, der wohl kaum authentischer hätte sein können. Bei unserem Set-Besuch im Jahre 2014 konnten wir übrigens sehr gut nachempfinden, wie es sich hinter großen Zäunen mitsamt Eingangskontrollen womöglich leben könnte. Hier darf man sich also definitiv auf ein absolut glaubwürdiges Flüchtlingsdrama freuen, das mit einer ungewöhnlichen Perspektive daher kommt.

    Fazit:
    Ganz ohne Belehrungen und übertriebener Gefühlsduselei zeigt uns „Babai“ die Geschichte eines jungen Kosovoflüchtlings, der in einem deutschen Flüchtlingsheim nach seinem Vater sucht. Dank des hervorragenden Jungdarstellers und authentischer Drehorte in Mönchengladbach vielleicht einer der besten Filme mit dieser Thematik.

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