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    Soulfood

    Soulfood


    Land/Jahr:
    USA / Brasilien 2019
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Fernando Grostein Andrade
    Darsteller:
    Noah Schnapp
    Seu Jorge
    Dagmara Dominczyk
    Arian Moayed
    Mark Margolis
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    85 Minuten
    Kaufstart:
    28. August 2020
    Label:
    Pandastorm

    Der 12-jährige Abe lebt als Außenseiter, denn Freundschaften konnte er bisher ausschließlich im Internet schließen. Das mag an seinen ungewöhnlichen Interessen liegen: Statt sich für Videospiele und Stars zu interessieren, hat Abe längst seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt. Dumm nur, dass damit auch die Probleme nicht lange auf sich warten lassen: Als Kind einer muslimisch-jüdischen Familie könnten die Vorlieben seiner Verwandtschaft kaum gegensätzlicher sein: Während die einen fasten, verkosten die anderen genüsslich ihren Wein und auch die Zukunftspläne für den jungen Abe weichen grundlegend voneinander ab. Im ständigen Zwiespalt und Streit wollen beide Seiten der Familie den Jungen zu ihrer bevorzugten Religion bekehren. Doch Abe hat längst anderes im Sinn: Er möchte die Gegensätze der Familie durch seine Kochkünste vereinen. Und dabei könnte ihm Chico, der Streetfood-Künstler, behilflich sein…

    Kritik:
    Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen? Oder war es vielleicht doch eher die Familie? Die muslimische und jüdische Küche könnte sich jedenfalls kaum stärker voneinander unterscheiden und lässt sich nur schwer unter einen Hut bringen. Noah Schnapp, bekannt aus der Netflix-Kultserie „Stranger Things“, möchte es jedoch trotzdem versuchen.

    Der Social Media-Film
    Und dabei macht er zunächst einmal jenes, was wir aus dem Internet schon reichlich kennen dürften – zumindest von Bloggern im erwachsenen Alter: Er kreiert spannende neue Gerichte, postet sie auf seinen Social Media-Kanälen und versucht sich durch Foodporn Anerkennung zu verschaffen. Eigentlich doch irgendwie ein ganz gewöhnlicher Junge, würde er nicht allein durch die Straßen von New York schlendern, um neue Rezeptideen für sich zu entdecken. Generell versucht sich „Soulfood“ allerdings an einer recht jungen und modernen Inszenierung, in dem er die obligatorischen Social Media-Kommunikationen als vermeintliche Dialoge einbaut. Dass Chats und Instagram-Kommentare aber als spannungserzeugendes Stilmittel in Filmen nicht zwangsläufig funktionieren, dürfte schon seit einigen Jahren längst bekannt sein. Der Profilierung der Hauptfigur als vermeintlicher Sonderling mit ungewöhnlichen Interessen steht es zudem stark im Wege, wodurch der künstlich auf jung getrimmte Part eher störend erscheint.

    Religionskonflikt statt Essen
    Anders als der Titel jedoch vermuten lässt, ist das Essen in „Soulfood“ letztendlich doch nur Mittel zum Zweck. Im Mittelpunkt steht viel mehr das Drama um den familiären Konflikt, der sich stets um die widersprüchlichen religiösen Ansichten der Verwandtschaft dreht. Insgesamt ist „Soulfood“ also doch eher Familiendrama, als Koch-Komödie. Hier entfaltet der Streifen jedoch seine ganzen Stärken, denn der vor allem dialoglastige Konflikt, in dem sich der junge Abe als Opfer befindet, erzeugt reichlich Dramatik. Bei den ständigen Streits zwischen den Großeltern, die sich uneinig darüber sind, ob Abe nun Moslem werden, oder doch lieber demnächst seine Bar Mizwa feiern soll, können wir die emotional überforderte Situation des Jungen bestens nachvollziehen und mitfühlen. Die auf den ersten Blick titelgebenden Kochkünste sind am Ende doch nur eine Fluchtmöglichkeit vor der Realität. Insgeheim mag aber sicherlich ein gewisser Anteil Gesellschaftskritik mitschwingen, der subtil darauf aufmerksam macht, dass Außenseitertum oftmals mit einer Überforderung mit dem Privatleben zusammenhängen mag.

    Von Stranger Things zum Foodblogger
    Noah Schnapp liefert dabei als bereits relativ erfahrener Jungdarsteller grundsätzlich recht solide Leistungen ab. Die kindliche Faszination für das Mysteriöse, die er noch in „Stranger Things“ verkörperte, mag in „Soulfood“ allerdings spürbar fehlen. Dafür gelingen ihm die emotional aufgeladenen Szenen rund um seine Flucht vor dem Elternhaus jedoch mit Bravour und jederzeit glaubwürdig, vor allem dann wenn er psychisch überfordert in Tränen ausbricht und seine Hilflosigkeit verdeutlicht. Unterstützt wird er dabei vom großartigen Seu Jorge, der als liebenswerter Streetfood-Koch Chico schnell die typischen Symptathiepunkte beim Publikum ernten kann. Dummerweise erscheinen vor allem die Darsteller der Verwandtschaft überwiegend austauschbar und insbesondere Mark Margolis kann seine markante Rolle als Krimineller im Rollstuhl aus „Breaking Bad“ einfach nicht abwerfen. Übrig bleibt durchschnittliche, aber dennoch kurzweilig unterhaltsame und herzerwärmende Kost für die Familie.

    Fazit:
    Der junge Star aus „Stranger Things“, Noah Schnapp, versucht sich ausnahmsweise mal an einem Familienfilm und begibt sich damit ganz in die Fußstapfen eines Foodbloggers. Leider ist das Essen hier allerdings nur Mittel zum Zweck zur Inszenierung eines religiösen Familienkonflikts. Dabei zeigt „Soulfood“ zwar seine Stärken, stolpert aber über seine modernen Ambitionen.

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