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    High Life

    High Life


    Land/Jahr:
    D / F / USA 2018
    Genre:
    Science-Fiction
    Regie:
    Claire Denis
    Darsteller:
    Robert Pattinson
    Juliette Binoche
    Andre Benjamin
    Mia Goth
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    110 Minuten
    Kaufstart:
    4. November 2019
    Label:
    Pandora Film

    Monte ist allein mit seiner Tochter Willow unterwegs in einem ramponierten Raumschiff auf dem Weg zu einem schwarzen Loch. Einst bestand die Besatzung ihres simplen, käfigartigen Schiffs aus einer Gruppe von Schwerverbrechern, die dazu verdonnert wurden, sich auf die Suche nach neuen Energiequellen zu machen. Unter der Führung der verrückten Reproduktionswissenschaftlerin Dibs sollten sie während ihrer Reise außerdem für wissenschaftliche Experimente dienen, in denen schwere Isolation, Reproduktion im Weltraum und das Recycling eigener Ausscheidungen erforscht werden. Doch eine Hoffnung auf eine Rückkehr zur Erde schien dort niemals zu existieren…

    Kritik:
    Robert Pattinson, der Star der einstigen Teenie-Vampirreihe „Twilight“ ist inzwischen erwachsen geworden: Nach so manchem actionreicheren Film widmet er sich inzwischen auch den charakterlich schwierigeren und kunstvolleren Filmen. Im Science-Fiction-Film „High Life“ darf er sich von einer psychologisch sehr speziellen Seite zeigen und beweisen, dass er inzwischen zu einem Charakterdarsteller geworden ist.

    Die innere Kälte
    Eigentlich handelt es sich bei „High Life“ nämlich gar nicht um einen richtigen Science-Fiction-Film. Das Science-Fiction-Setting dient Regisseurin Claire Denis viel mehr als Vorwand, um ein isoliertes Kammerspiel zu erschaffen, in dem sie Gebiete erforschen kann, denen sich bisher nur wenige andere Genrefilme gewidmet haben. Im Mittelpunkt steht Robert Pattinson deshalb als eher wortkarger und introvertierter Hauptcharakter, den die schwere Isolation in einem Raumschiff mit nur wenigen anderen Schwerverbrechern längst geformt hat. Der zwar einerseits durchaus fürsorglich sein kann, andererseits aber auch emotionslos und gleichgültig. Das verschafft „High Life“ zugleich eine spezielle Atmosphäre, die über die gesamte Laufzeit sehr unterkühlt daher kommt. Der ganz bewusste Verzicht auf allzu viele Emotionen macht den Streifen allerdings nicht langweilig, sondern überraschenderweise umso interessanter.

    Kammerspiel der Triebe
    Die hier dargestellten Figuren, mit denen Denis immer wieder herumexperimentiert, liefern eine außergewöhnlich distanzierte Sozialstudie ab, die in ihrer Inszenierung manchmal an klassische Science-Fiction-Opern wie „2001: A Space Odyssey“ erinnert. Vor allem deshalb, weil sich „High Life“ recht viel Zeit lässt. Auch mal abwartet und einfach nur die Mimik der stillen Hauptfigur zeigt, die Körpersprache ganz für sich sprechen lässt. Das kann zäh sein, keine Frage – wird aber in den Momenten aufregend, in denen Claire Denis ihren Streifen zu einer bizarren Form der Kunst werden lässt. In „High Life“ erforscht sie schließlich vor allem die niedersten Triebe der Menschen, wenn sie nichts mehr im Leben haben, als ihre eigene Sexualität. Wenn die Liebe längst der reinen Körperlichkeit und Reproduktion gewischen ist und eine Liebesgeschichte trotz der Geburt eines Kindes auf dem Raumschiff nicht einmal im Ansatz vorhanden ist. Unterkühlt eben – auf eine so faszinierende Art, dass wir am Ball bleiben wollen.

    Recycling des Lebens
    Allerdings auch verstörend, denn ein derart bizarres Szenario hat auch so manche Szenen zu bieten, die ein wenig irritierend erscheinen mögen, vielleicht jüngere Zuschauer in ihrer Kälte auch triggern könnten. Etwa, wenn die Wissenschaftlerin Dibs eines ihrer schlafen gelegten Opfer aus einem Trieb heraus vergewaltigt, um selbst daraufhin das so „geerntete“ Sperma noch für weitere Reproduktionsexemperimente verwenden zu können, in dem sie es einem anderen Mitreisenden einflößt. Oder in dem allerlei Körperflüssigkeiten als Recyclingprodukt zur Ernährung der eigenen Besatzung dienen und selbst hier Sexualtriebe ausgenutzt werden, um am nächsten Tag doch noch etwas zu Essen auf den Tisch zu bekommen. Und manchmal braucht „High Life“ dabei nicht einmal allzu explizite Bilder zeigen. Es reichen auch jene Dinge, die wir nicht sehen, um doch irgendwie von diesem Film, der mehr Erotikthriller als Science-Fiction sein will, fasziniert angewidert zu sein. Dafür hat Claire Denis vor allem als Frau ein gewisses Gespür, denn ihr gelingt es wie kaum jemand anderem, ihre Perversionen auf eine beeindruckend zärtliche Art darzustellen und damit ein spannendes Gegenstück zu Skandalregisseur Gaspar Noe zu verkörpern.

    Robert Pattinson wird erwachsen
    Klar sollten sich aber auch all jene, die hier ein spannendes Sci-Fi-Märchen mit Weltraumschlachten und Außerirdischen erwarten, sein: Das gibt es hier zu keinem Zeitpunkt geboten. Bis auf ein paar Außenaufnahmen vom Raumschiff, die die extreme Isolation der Besatzung verdeutlichen sollen und auch architektonisch sogar die Trostlosigkeit des Films unterstreichen, gibt es hier von der eigentlichen Science-Fiction nur relativ wenig zu sehen. „High Life“ ist und bleibt unter dem Strich ganz klar ein Kammerspiel, in dem die Charakterdarstellung bei der Erforschung der menschlichen Art deutlich im Vordergrund steht und in dem Robert Pattinson auf grandiose Weise zeigen kann, wie er zwischen Gleichgültigkeit, Fürsorglichkeit und Angst wie im Sekundentakt absolut glaubwürdig hin und her switchen kann. Von einem Teenie-Film ist das neueste Werk mit Pattinson daher weit entfernt – und das ist auch gut so.

    Fazit:
    Mit „High Life“ zeigt uns Claire Denis ein bizarres Science-Fiction-Kammerspiel, das sich eher als verstörender und irritierender Kunstfilm rund um Experimente mit der menschlichen Sexualität entpuppt, denn als effektlastiges Weltraumabenteuer. Ein auf anwidernde Weise faszinierenders Werk, in dem sich Robert Pattinson von seiner erwachsenen Seite zeigen darf.

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