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    Gib den Jungs zwei Küsse

    Gib den Jungs zwei Küsse


    Land/Jahr:
    GB 2016
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Niall Johnson
    Darsteller:
    Rafe Spall
    Emilia Fox
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    98 Minuten
    Kaufstart:
    22. Februar 2019
    Label:
    Pandastorm

    Singe und Kate sind bereits seit ihrer Jugend zusammen und haben mittlerweile eine kleine, liebenswerte Familie gegründet. Eigentlich könnten sie glücklicher kaum sein, denn nichts scheint dieses Paar jemals trennen zu können. Doch ausgerechnet dann, noch bevor Kate ihr vierzigstes Lebensjahr erreicht, erleidet die scheinbar perfekte Familie ein großer Schicksalsschlag: Kate ist unheilbar an Krebs erkrankt und hat nur noch begrenzte Zeit zum Leben. Die Gedanken kreisen sich seitdem nur noch um den Abschied und Kate möchte das Leben ihres Mannes nach ihrem Tod so angenehm wie möglich machen. Nachrichten, Gedanken und Liebesbekundungen sollen seinen Alltag bereichern und dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder ihre Mutter niemals vergessen werden…

    Kritik:
    Die nettesten Menschen treffen immer die härtesten Schicksalsschläge, könnte man mitunter meinen, wenn mal wieder eine nahestehende Person an einer schweren Krankheit erkrankt ist. Dieser Eindruck könnte sich glatt verstärken, wenn man bedenkt, dass „Gib den Jungs zwei Küsse“ auf wahren Begebenheiten beruht – was den Film letztendlich noch etwas mehr unter die Haut gehen lässt.

    Erdrückende Traurigkeit
    Dieser Hintergrund wäre allerdings nicht einmal nötig, um das Publikum emotional zu berühren. „Erdrückend“ wäre nämlich wohl ein Wort, das man bereits in den ersten Minuten dieses Dramas verwenden könnte. Erdrückend in seiner Traurigkeit, denn „Gib den Jungs zwei Küsse“ wirft den Zuschauer ins eiskalte Wasser. Zeit für eine Vorgeschichte, um sich an die einzelnen Charaktere zunächst einmal heranzutasten, gibt es nicht. Bereits in den ersten Minuten wird klar: Die Hauptfigur hat einen schweren Verlust erlitten und weiß damit nicht umzugehen. Traurigkeit steht bereits in der ersten Minute im Mittelpunkt – und soll damit verdeutlichen, wie hilflos Hauptfigur Singe doch da steht, wenn das Leben so ganz plötzlich vorbei ist. Damit hat „Gib den Jungs zwei Küsse“ eine gewisse Lebensnähe, denn ähnlich wie sich Menschen und eben auch die Protagonisten des Films nicht auf Schicksalsschläge vorbereiten können, so soll auch der Zuschauer zunächst keine Möglichkeit dazu haben – um in gewisse Weise nachzuerleben, was die Figuren in diesem Film durchmachen müssen.

    Wert der Erinnerungen
    Nähere Heranführungen an die Charaktere gibt es dann erst später durch Erinnerungen und Rückblenden auf das gemeinsame Leben des Paars. Nach und nach erkunden wir, wie sich die beiden vor Jahrzehnten im Jugendalter kennengelernt haben, ihren ersten Kuss erlebten und gemeinsam eine Familie aufbauten. Aber auch, wie die schwierige Diagnose zum ersten Mal eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielte. Nach und nach wird „Gib den Jungs zwei Küsse“ damit immer eindringlicher für den Zuschauer, der doch am besten eine Packung Taschentücher gleich neben sich bereit hält. Allerdings ist das nicht von Anfang an so: Sehen wir Hauptdarsteller Rafe Spall die Verzweiflung und tiefe Traurigkeit schon in den ersten Minuten an, wirkt seine Leistung gerade wegen dieses Erzählstils noch etwas wie Overacting. Immerhin fällt es dem Zuschauer noch schwer, die emotionale Lage nachzuempfinden, fehlen zunächst die Berührungspunkte zu den Betroffenen. Und ein bisschen nimmt das dem Film sogar den Schockeffekt, der normalerweise entsteht, wenn über einen gewissen Zeitraum liebgewonnene Charaktere plötzlich den Filmtod sterben müssen. Ausgleichen kann der Film das dadurch, dass die Traurigkeit eben über die gesamte Länge hinweg kein Ende nimmt. Sie ist und bleibt eben, wie eingangs beschrieben: Erdrückend. Und damit ist „Gib den Jungs zwei Küsse“ auch keinesfalls ein leicht zu verdauender Stoff.

    Triggerpotential
    Vielleicht ist das manchmal auch etwas zu viel, denn Auflockerung gibt es in diesem Drama nur selten. Nämlich dann, wenn auch herzzerreißende und liebenswerte Momente für ein paar Minuten dafür sorgen, dass dem Publikum ein wenig warm ums Herz wird. Dafür sorgt letztendlich vor allem Emilia Fox, die ihre erkrankte Rolle mit einer so ungewohnten Kraft spielt, dass wir ihr das scheinbar perfekte Familienleben jederzeit abkaufen, wenn sie trotz der Diagnose stets stark für ihre Familie bleibt. Wenn sie trotz der Schwere der Story den Zuschauer zum Lächeln bringt, wenn sie die Erinnerung an sich selbst aufleben lässt und wichtige Gewohnheiten und Rituale bei ihrer Familie einprägt. Man kann allerdings nicht leugnen, dass „Gib den Jungs zwei Küsse“ damit fast ein bisschen zu klischeehaft in seiner Darstellung der perfekten Familie wird und vor allem die negativen Momente, in denen der Zusammenhalt der Familie vielleicht einmal auf die Probe gestellt wird, etwas zu kurz kommen. Ganz realistisch mag der Streifen damit also nicht sein. Die erdrückende Traurigkeit, dann aber auch noch mit einem familiären Drama zu kombinieren, wäre vielleicht doch ein schwer zu verkraftender „Overkill“ gewesen. Insofern kann man das Drama guten Gewissens trotzdem als einen der am meisten berührenden Filme der vergangenen Jahre bezeichnen, der allerdings durchaus das Potential hat, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu triggern.

    Fazit:
    Das berührende Drama um Krankheit, Verlust und Trauer erdrückt den Zuschauer regelrecht mit seiner extremen Traurigkeit. Das macht ihn zu einem überaus intensiven, wenn auch vielleicht manchmal etwas zu melodramatischen Erlebnis.

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