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    Mitternachts…

    Mitternachts…


    Land/Jahr:
    CDN 2012
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Deepa Mehta
    Darsteller:
    Satya Bhabha
    Shahana Goswami
    Rajat Kapoor
    Shabana Azmi
    Seema Biswas
    Shriya Saran
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    145 Minuten
    Kaufstart:
    20. August 2013
    Label:
    Concorde


    1947: In Indien herrschen bereits seit langer Zeit schwierige Zeiten. Die reiche Bevölkerung wird immer reicher und die arme immer ärmer. Mittlerweile ist selbst ein richtiger Glaubenskrieg ausgebrochen, in dem Muslime und Hindus sich gegenseitig umbringen, während indische Christen beinahe hilflos diese Ereignisse mit ansehen müssen. Doch schon bald soll es so weit sein, dass Indien endlich die Unabhängigkeit erreicht hat. Genau jene Nacht soll aber nicht nur für die Bevölkerung von Indien große Auswirkungen haben, sondern auch für einen jungen Mann, der genau während der Unabhängigkeitsnacht um exakt Mitternacht geboren wurde. Gemäß dem Traum des kleinen Mannes, will die zuständige Geburtshelferin ihren persönlichen Teil aktiv zur Umverteilung des Landes beitragen – und vertauscht den jungen Saleem Sinai aus einer armen Slum-Familie mit dem Sohn einer reichen muslimischen Familie. Saleem soll fortan in großem Reichtum aufwachsen und bessere Chancen im Leben haben. Doch eine besondere Gabe vereint alle Mitternachtskinder, die in dieser Nacht geboren wurden durch eine magische Verbindung. Sie alle sollen ein wichtiger Bestandteil des indisch-pakistanischen Krieges werden…

    Kritik:
    Bollywood einmal ganz ohne viel Gesang und langgezogene Tanzeinlagen. Das ist es doch, wovon die meisten Männer träumen, wenn sie mit ihren Frauen die entsprechenden indischen Filme ansehen müssen. „Mitternachtskinder“ kommt zwar nicht so ganz aus Indien, sieht aber aus wie ein solches indisches Liebesdrama – nur eben ohne zu viel indischem Gesang.

    Der Ungeborene
    Eigentlich gefällt das schon im ersten Moment recht gut. Wir dürfen talentierte indische Schauspieler in einer stimmungsvollen Kulisse erleben, müssen auf die bunten Bombay-Farben ebenfalls nicht verzichten und bekommen noch dazu eine interessante Liebesgeschichte geboten. Durch den Mangel an zu viel Kitsch und nervigen Gesang, gefällt das doch auf Anhieb weitaus besser, als das übliche Bollywood-Programm. Dennoch fällt der Einstieg in den Film zunächst schwer, da ein roter Faden erst nach gewisser Anlaufzeit zu erkennen ist. Genau genommen wundern wir uns doch immer wieder, was es eigentlich mit der Stimme aus dem Off auf sich hat. Dass es sich um eine Romanverfilmung handeln muss, ist damit sowieso schon klar und irgendwie typisch – doch diese Figur hat auch eine ganz besondere Rolle. Spannend dabei: Die Hauptfigur in diesem Film wird erst nach über einer halben Stunde überhaupt erst geboren! Das hat schon seinen besonderen Reiz, den Film zunächst aus der Perspektive einer Person zu erleben, die noch gar nicht auf der Welt ist, ja anfangs sogar nicht einmal gezeugt wurde. Experimentell, aber zunächst doch irgendwie gewöhnungsbedürftig.

    Fantasy mit Bollywood-Flair
    Spätestens dann, wenn er – und die anderen Mitternachtskinder – dann endlich auf der Welt sind, wird der Film richtig spannend und interessant. Jetzt, nach knapp vierzig Minuten, realisiert der Zuschauer erstmals, worum es in diesem Film tatsächlich geht und erkennt zugleich, dass die Geschichte überaus innovativ ist. Im Mittelpunkt steht ein Junge, der schon bald heranwächst und als Baby mit einem Kind aus einer reichen Familie getauscht wurde. Nun muss das reiche Baby im Slum aufwachsen und das arme Baby darf in die reiche Familie. Doch trotz all dieser grundsätzlichen Konkurrenz, dem großen Konflikt zwischen den beiden Herkunftsformen haben beide eine enge Verbundenheit – den Fantasy-Part dieses Pseudo-Bollywood-Streifens. Sie alle können sich, egal wo sie sich gerade auf der Welt aufhalten, jederzeit hören und sehen, wann immer sie möchten. Im Kopf des Jungen, der genau auf die Sekunde an Mitternacht geboren wurde. Während alle anderen ihre ganze eigenen Fähigkeiten haben, vom Gedankenlesen bis hin zur Zauberei. Das ist wirklich eine ungewöhnliche Form, eine Fantasy-Story in einem Drama unterzubringen – und überaus einzigartig.

    Liebe kennt keine Grenzen
    Dennoch ist und bleibt „Mitternachtszirkus“ irgendwie ein klassisches Liebesdrama. In den Zeiten des indisch-pakistanischen Krieges, in dem es auch um den Klassenkampf zwischen den Gesellschaftsschichten geht, steht doch im Grunde eine Geschichte um ein Liebespaar im Mittelpunkt, das trotz der unterschiedlichen Herkunft eben große Gefühle füreinander empfindet und praktisch jegliche Grenzen überwindet. Da steckt natürlich ein tieferer Sinn dahinter, denn Regisseurin Deepa Mehta möchte doch ganz subtil verdeutlichen, dass die Nationalität und Herkunft bei der Liebe eigentlich gar keine Rolle spielt. Außerdem kann doch jeder zu dem werden und heranwachsen, was er selbst für richtig hält – Menschen aus dem Slum können etwas erreichen und die Reichen auch sehr tief fallen. Mit dieser Storykomplexität aus vielfältigen Charakteren, Fantasy-Part und Liebesgeschichte mit tieferem Sinn könnte „Mitternachtszirkus“ aber auch stellenweise überladen wirken und seine Längen mitliefern. Das ist eben der Nachteil daran, wenn man es beim Inhalt ein wenig übertreibt. Trotzdem ein innovativer Streifen, den man so noch nie gesehen hat.

    Fazit:
    Bollywood kann auch anders: Die kanadische Romanverfilmung im indischen Style verzichtet größtenteils auf nervigen Gesang und liefert uns eine einzigartige und innovative Geschichte um den indisch-pakistanischen Krieg, grenzenlose Liebe und ganz besondere Gaben.